Wie kann ich Konzentration üben?

von Alexander Pfeifer Friday, 18. November 2016 Sportpsychologie am Punkt. 0 Kommentare

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Der magische Moment am Gipfel bei Sonnenaufgang erzeugt dieselben neuronalen Zustände wie das Lösen einer kniffligen Rechenaufgabe. Sonnenstrahlen heben die Stimmung, Serotonin machtʹs möglich. Zahlreiche Studien zeigen, dass Aktivität in der Natur unsere positiven Gefühle steigert und dazu beiträgt, eine offene Denkweise zu pflegen.

Positive Gefühle erzeugen ein Lächeln,...

...,dass uns aufnahmebereiter und empfänglicher für die Umwelt werden lässt. Tatsächlich feststellbar z.B. über die Aktivität des Musculus corrugator supercilii - der sogenannte Stirnrunzler. Das ist der Muskel, der die Falten zwischen den Augenbrauen bildet. Tests zur Aufmerksamkeitsspanne zeigen, dass Glücksgefühle die Aufmerksamkeit erhöhen. Eine glatte Stirn weitet sozusagen die Sicht. Das Erfahren mit allen Sinnen, unseren Körper in seiner vollen Funktion nutzen und spüren dürfen, die Kontrolle über unser Denken und damit über unsere Gefühle haben - das gibt Naturerleben wohl her. Den Geruch des Waldes an einem sonnigen Frühlingstag nach einem kalten, nassen Winter aufsaugen. Wärme, Wind, Nässe in unserem Gesicht bei einem Spaziergang im Sommerregen spüren. Den Rucksack nach einer anstrengenden Bergwanderung öffnen. Den ersten Bissen in ein Stück Käse schmecken. Den Blick über schneebedeckte Berggipfel schweifen lassen. Momente, die unsere Neuronen harmonisch schwingen lassen. Momente, die uns der Alltag selten bietet - zu schnell, zu sehr abgelenkt, zu laut, zu sehr nach außen gerichtet, zu wenig bei uns selbst sind wir.

Das Verweilen im Moment Achtsamkeit erfordert Übung. Bewegung in der Natur kann uns dabei helfen, Gedanken zu bündeln. Der nächste Schritt. Der nächste nasse Stein.

Konzentriert bei sich.

Schärfung der Sinne. Anstrengung wahrnehmen, trotzdem nach vorne schauen. Klare Ziele wie die urige Hütte auf der Alm motivieren uns. Motivation hat immer eine Richtung und eine Stärke. Der Dschungel der Angebote auf dem Fitnessmarkt lässt uns oft verzweifel ähnlich dem Philosophen Kant - fragen: „Was kann ich wissen und was soll ich tun?“. Ein eingezeichneter Weg auf meiner entfalteten Wanderkarte gibt da schon mehr Richtung und Sicherheit. Die Stärke der Motivation spürt man im Verlangen anzukommen, vielleicht sogar ein Stück weiter bei sich selbst.

Planen. Rucksack packen. Losgehen. Ich sollte mal wieder. Das war so schön damals am Berg. U2 im CD-Player bei der Anreise. Der Kaffeegeruch aus der Thermosflasche. Die Plage des Überwindens.

Das große Gefühl danach.

Mit Kohärenz beschreiben es die Neurowissenschaftler. Ich kann es zwar nicht so genau beschreiben, aber ich weiß genau, wie es sich anfühlt. Wären wir dem Philosophen Epikur vor über 2000 Jahren gefolgt, dann hätten wir Lebenslust durch das Schärfen unserer Sinne erlangt. Die kleinen Momente des Lebens ebenso auskosten wie die großen. „Bleiben sie neugierig, realisieren sie ihre guten Ideen und füllen sie ihre Tage mit Leben und nicht ihr Leben mit Tagen!“ Darin sieht der Gegenwarts-Philosoph David Precht den „Sinn des Lebens“. Achtsamer im Hier und Jetzt bleiben. Energie folgt unserer Aufmerksamkeit. Viele optische und akustische Einflüsse prasseln auf uns ein. Unsere Energie streut wild und unkontrolliert. „Multitasking“ geht nicht, das weiß man mittlerweile. Das Erlebnis Natur kann helfen, den Strahl unserer Aufmerksamkeit zu bündeln. Der nächste nasse Stein. Und los!

Alex Pfeifer, Sportpsychologe.