Wie ein Lächeln motiviert
von Alexander Pfeifer • Monday, 16. March 2015 • Express Tipps. • 0 Kommentare

Der
magische Moment am Gipfel bei Sonnenaufgang erzeugt dieselben neuronalen
Zustände wie das Lösen einer kniffligen Rechenaufgabe. Sonnenstrahlen heben die
Stimmung, Serotonin machtʹs möglich. Zahlreiche Studien zeigen, dass Aktivität
in der Natur unsere positiven Gefühle steigert und dazu beiträgt, eine offene
Denkweise zu pflegen. Positive Gefühle erzeugen ein Lächeln, dass uns
aufnahmebereiter und empfänglicher für die Umwelt werden lässt. Tatsächlich
feststellbar z.B. über die Aktivität des Musculus corrugator supercilii - der
sogenannte Stirnrunzler. Das ist der Muskel, der die Falten zwischen den
Augenbrauen bildet. Tests zur Aufmerksamkeitsspanne zeigen, dass Glücksgefühle
die Aufmerksamkeit erhöhen. Eine glatte Stirn weitet sozusagen die Sicht.
Das Erfahren mit allen Sinnen, unseren Körper in seiner vollen Funktion nutzen
und spüren dürfen, die Kontrolle über unser Denken und damit über unsere
Gefühle haben - das gibt Naturerleben wohl her. Den Geruch des Waldes an einem
sonnigen Frühlingstag nach einem kalten, nassen Winter aufsaugen. Wärme, Wind, Nässe
in unserem Gesicht bei einem Spaziergang im Sommerregen spüren. Den Rucksack
nach einer anstrengenden Bergwanderung öffnen.
Den ersten Bissen in ein Stück Käse schmecken. Den Blick über schneebedeckte
Berggipfel schweifen lassen. Momente, die unsere Neuronen harmonisch schwingen
lassen. Momente, die uns der Alltag selten bietet - zu schnell, zu sehr
abgelenkt, zu laut, zu sehr nach außen gerichtet, zu wenig bei uns selbst sind
wir.
Das
Verweilen im Moment
Achtsamkeit erfordert Übung. Bewegung in der Natur kann uns dabei helfen,
Gedanken zu bündeln. Der nächste Schritt. Der nächste nasse Stein. Konzentriert
bei sich. Schärfung der Sinne. Anstrengung wahrnehmen, trotzdem nach vorne
schauen. Klare Ziele wie die urige Hütte auf der Alm motivieren uns. Motivation
hat immer eine Richtung und eine Stärke. Der Dschungel der Angebote auf dem
Fitnessmarkt lässt uns oft verzweifel ähnlich dem Philosophen Kant - fragen:
„Was kann ich wissen und was soll ich tun?“. Ein eingezeichneter Weg auf meiner
entfalteten Wanderkarte gibt da schon mehr Richtung und Sicherheit. Die Stärke
der Motivation spürt man im Verlangen anzukommen, vielleicht sogar ein Stück
weiter bei sich selbst.
Planen.
Rucksack packen. Losgehen.
Ich sollte mal wieder. Das war so schön damals am Berg. U2 im CD-Player bei der
Anreise. Der Kaffeegeruch aus der Thermosflasche. Die Plage des Überwindens.
Das große Gefühl danach. Mit Kohärenz beschreiben es die Neurowissenschaftler.
Ich kann es zwar nicht so genau beschreiben, aber ich weiß genau, wie es sich
anfühlt.
Wären wir dem Philosophen Epikur vor über 2000 Jahren gefolgt, dann hätten wir
Lebenslust durch das Schärfen unserer Sinne erlangt. Die kleinen Momente des
Lebens ebenso auskosten wie die großen. „Bleiben sie neugierig, realisieren sie
ihre guten Ideen und füllen sie ihre Tage mit Leben und nicht ihr Leben mit
Tagen!“ Darin sieht der Gegenwarts-Philosoph David Precht den „Sinn des
Lebens“. Achtsamer im Hier und Jetzt bleiben. Energie folgt unserer
Aufmerksamkeit. Viele optische und akustische Einflüsse prasseln auf uns ein.
Unsere Energie streut wild und unkontrolliert. „Multitasking“ geht nicht, das
weiß man mittlerweile. Das Erlebnis Natur kann helfen, den Strahl unserer
Aufmerksamkeit zu bündeln. Der nächste nasse Stein. Und los!
MMag. Alex Pfeifer, Sportpsychologe, www.alexpfeifer.at
Artikel in www.abenteuer-outdoor.at